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Trauer- und Haarschmuck hat lange Tradition

 

 

In so manchen Gesprächen erfahre ich von Tierbesitzern oder auch nicht Tierbesitzer Verwunderung über meine Arbeit.  Den Wunsch etwas von seinem geliebten Tier und in diesem Fall Haare des Tieres bei sich zu tragen, können einige Menschen einfach nicht nachvollziehen. Reden wir hier von Tierhaarschmuck, reden wir in erster Linie von Trauerschmuck, da die Mehrzahl der Tierbesitzer sich erst nach dem Ableben ihrer Tiere diese Art der Erinnerung anfertigen lassen.

 

 

Trauerschmuck hat Tradition

Aus Berichten des 14. Jahrhunderts wurden, ausgehend von England, Gedenkringe zu einer der ersten Trauerschmucktraditionen erwähnt. Diese eher schlichten Ringe wurden auf Veranlassung des zu Betrauernden, zu seiner Lebzeiten, in Auftrag gegeben und am Beisetzungstag an die Trauernden ausgeben. 

Unter Berücksichtigung des Budgets und der zu erwartenden Trauergäste  wurde die Trauerringe angefertigt und bei Ableben das Datum eingraviert. 

 

Doch Traditionen ändern sich im Wandel der Zeit.  Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde Trauerschmuck auch in Formen von Anhängern und Broschen modern. Mit dem Anlegen dieser Schmuckstücke wurde eine Trauer offen kundgetan. Meist in Schwarz gehalten und oftmals in Formen von Totenköpfen, Särgen und Kreuzen gestaltetet.

 

Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde Trauerschmuck, in Kombination mit der Verarbeitung des menschlichen Haares, wieder populär. 

Es galt, als eine besondere Art der Verbundenheit eine haptische Erinnerung zu bewahren. Wichtig war es die Haare, zu Lebzeiten der Person abzuschneiden, jedoch vornehmlich erst auf dem Sterbebett. Da sich in diesen Jahrhunderten Kurzhaarfrisuren für Frauen nicht schickten, hatte die Haarsträhnen oft eine beachtliche Länge. Aus diesen langen Haaren wurden Ketten geklöppelt und pure Kunstwerke geschaffen.

 

In dieser Zeit wurden zudem  Haarbilder angefertigt und hatten eine ähnliche Bedeutung wie der Schmuck aus Haaren und sollten ebenso an einen geliebten Menschen erinnern. Haarbilder wurden zudem auch zu besonderen Anlässen als Erinnerung verschenkt, wie zum Beispiel der Hochzeit oder einer Taufe. Florale Darstellungen oder die Szenen einer Landschaft  in der Größe eines Medaillons gefertigt gelten als Kunstwerke.  Angefertigt wurden die Haarbilder von den Friseuren dieser Zeit. Nachdem die Mode, eine Perücke zu tragen,  zu Ende ging, stellte die Fertigung der Haarbilder eine neue Einnahmequelle für die Friseure dar. Es gab Flecht- und Klebetechniken und es  bedarf besonderes Geschick, um die entsprechenden Abbildungen in einem Medaillon von gerade am 2 x 3 cm fertigen zu können. Wandbilder waren meist nicht größer als 10 x 10 cm und bei entsprechendem Budget bis zu 40 x 40 cm. Eine meisterhafte Leistung eines längst ausgestorbenen Handwerkes.

 

Im mittleren bis späten 19. Jahrhundert veränderte sich abermals diese Tradition. Haare wurden zum Andenken eines Verstorbenen kaum noch öffentlich getragen. Oder es waren recht schlicht gehalten in dem man eine Haarsträhne oder Locke in einem Medaillon aufbewahrte. Die Aufbewahrung in Behältnissen wie Schmuckkästen oder auch Pillendosen war eine gängige Methode, diese verschwanden dann eher in Schränken und Vitrinen.

Könnt ihr euch noch an die alten Bilder eurer Ahnen erinnern, indem Frauen in Schwarz gekleidet waren? Überwiegend waren die Haare zu einem Dutt gerichtet und kaum jemand hat auf diesen Bildern gelächelt. Bei näherem Hinsehen entdeckt man häufig, bei den Frauen, den Trauerschmuck als  Medaillons oder Amulett. 

 

Die Neuzeit

Heute heben wir eher Bilder zur Erinnerung an den geliebten Menschen und auch unseren Haustieren auf und hängen sie in unsere Wohnungen. Haare haben und hatten immer eine besondere Bedeutung. Wer hat nicht seinem Kind die erste Locke abgeschnitten und aufbewahrt. Zugegeben, hier reden wir nicht mehr von Trauerschmuck. Aber auch hier bewahren wir uns etwas auf, was wir festhalten wollen, wenn gleich mit einer anderen Intension.

 

Schmuck aus Tierhaaren erfreut sich immer größerer Beliebtheit, das zeigen steigende Nachfragen. Etwas bei sich zu führen von seinem Tier gibt uns das Gefühl ihm nahe zu sein. Schaut man sich den Wandel der Trauer- und Beisetzungskultur bei Verlust eines Tieres näher an, sind durchaus Parallelen erkennbar. Der Wandel der Zeit wandelt halt auch unsere Traditionen. Und wer weiß, vielleicht erlebt die Trauerschmuckkultur aus dem früheren Jahrhundert eine Wiedergeburt. Ein Problem stellt vielleicht die verloren gegangene Handwerkskunst war.  Einzig eine Manufaktur in der Schweiz versucht diese Kunst des Haarschmucks fortzuführen und zu bewahren. Hier geht es nicht um Trauerschmuck, sondern rein um die Erhaltung der Techniken dieser Kunst.

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